BEZAHLT WIRD NICHT

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Dario Fo erzählt die komödiantisch überzeichnete Geschichte zweier Arbeiterfamilien, die sich - angesichts rasant steigender Lebenshaltungskosten von Existenzsorgen geplagt - ideenreich durch ihr finanziell bescheidenes Leben schlagen und dabei einen gewagten Tanz am Rande der Legalität aufführen. Als es in einer aufgeheizten Stimmung zu Plünderungen in Supermärkten kommt, schließen sich die meisten Frauen eines Grätzls spontan der „Selbstbedienung“ an.

Erwartungsgemäß folgen Razzien der Polizei in allen Wohnungen des Viertels. Die Frauen müssen ihre Beute daher nicht nur vor ihren ahnungslosen Männern, die nur vereinzelt in ihren Betrieben aufbegehren, sondern auch vor der Polizei verstecken. Plötzlich scheinen fast alle Frauen im Grätzl schwanger zu sein. Die Verwirrung spitzt sich zu, als auch die Männer Lebensmittel unbezahlt an der Polizei vorbei nach Hause schmuggeln. 

Rasante Komödiantik und politische Utopie - ein Frontalangriff auf Ihre Lachmuskeln.

Mieten, Energiekosten und Inflation treiben die Lebenshaltungskosten rasant in die Höhe.  Selbst täglich benötigte Lebensmittel werden zunehmend unerschwinglich. Nicht nur Alleinerziehende und Arbeiterfamilie werden von anwachsenden Existenzsorgen geplagt. Etliche Unternehmen machen auf Kosten der Ärmsten Übergewinne, zahlen ihren Managern fette Boni aus, zwingen aber die Gewerkschaften und Arbeitnehmer*innen zu maßvollen Lohnerhöhungen, weil der Wirtschaft ohnehin schlechte Prognosen drohten. Die meisten Regierungen wagen keine gröberen Eingriffe in die Wirtschaft. Manche sehen ihr Heil in fragwürdigen Einmalzahlungen - für alle. Die nachhaltige Entspannung der wirtschaftlichen Krise bleibt aus.

 

BEZAHLT WIRD NICHT entstand Anfang der 1970er Jahre und hat bedauerlicherweise nichts an Aktualität verloren. Es thematisiert das soziale Dilemma oft sehr schlecht bezahlter Arbeitskräfte. Viele können selbst von ihrem Fulltime-Job nicht „über-leben“. Immer mehr Menschen sehnen sich nach einer sinnvollen Work-Life-Balance. Klima- und Umweltentwicklungen verlangen eigentlich entschiedene Maßnahmen zum Schutz der menschlichen Existenz. Die Prinzipien des herkömmlichen Leistungsdenkens und der Konsumgesellschaft sollten dringend überdacht werden. Dennoch sollen wir immer mehr arbeiten, um das bestehende gesellschaftliche Gefüge - und damit auch das offensichtlich vorhandene Ungleichgewicht - aufrecht zu erhalten. 

 

Die Komödie BEZAHLT WIRD NICHT beschreibt überzeichnet das ernste Problem des kollektiven Gefühls der Ohnmacht, diesen existenzbedrohenden Entwicklungen schutzlos ausgeliefert zu sein.

Dieses Gefühl der Ratlosigkeit und Hilflosigkeit mündet nicht selten in Politikverdrossenheit. Vertrauensverlust in Demokratie und in Medien sind die weitere Folge. Rechtspopulisten nützen diese Stimmung, schüren die üblichen Feindbilder und melden sich mit markigen Parolen zu Wort. Sie täuschen mit plumpen Schuldzuweisungen vor, für komplexe Probleme einfache Lösungen zu haben, ohne je konstruktive Vorschläge zu machen. Immer mehr Menschen misstrauen der Demokratie und wünschen sich einen starken Mann, der rasche Entscheidungen trifft.

Dario Fo

wurde am 24. März 1926 in Sangiano/ Italien geboren.

Er war Regisseur, Schauspieler, Satiriker, Komponist und Bühnenbildner 

und gilt als einer der wichtigsten Theaterautoren Italiens.

Er revitalisierte den Spielstil der Commedia dell`arte

und brachte das Leben der „einfachen Leute“ auf die Bühne.

Dario Fo führte gemeinsam mit seiner Frau, Franca Rame,

seine Stücke in Arbeitervierteln und in Fabriken auf, veranstaltete Theaterworkshops und diskutierte dort mit den Arbeiter*innen.

1997 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Er starb am 13. Oktober 2016 in Mailand.